Es gibt sie immer wieder, Begegnungen, die Einen in andere Zeiten, an andere Ort versetzen. Kreiselwespen haben mich 7 Jahre zurück an die Durance in Südfrankreich versetzt, wo wir ihnen erstmals begegnet sind. „Darf ich vorstellen …“ Auf einer Wanderrast an einer Sandfläche haben wir sie gehört, ihr Kreiselbrummen, notiert, ihr selbstvergessenes Tun bestaunt. Mit ihren grünen Neonbrillen, ihrem flachen Körper, ihrem Brummton und ihren ausgefeilten Grabkünsten brennen sie sich in´s Gedächtnis.
Als wir hier auf einer Sandlinse im Nationalpark Unteres Odertal vor wenigen Jahren eine große Population entdeckt haben, war unsere „Wiedersehensfreude“ verblüfft. „Was machen die denn hier?“
Längst sind sie Teil unseres Kalenders. Jedes Jahr im auslaufenden Juni, vielleicht Anfang Juli, konnten wir uns von nun an auf die großen Grabwespen freuen. „Wo bleiben sie denn? Sie müssten doch fliegen! Ja, da – eine, zwei, viele … Eins der wenigen Insekten mit ausgeprägter Brutpflege. Genau ein Ei 15 – 20 cm tief im Sand gelegt, in eine vorbereitete Höhle, die geschlüpfte Larve rund 12 Tage mit gelähmten Fliegen versorgt, gefüttert, beim Abflug die Wiegenhöhle verscharrt, nach dem Anflug, sicher gefunden, aufgescharrt, Fliege reingeschleppt, guten Appetit und weiter – wohin auch immer – das Flugleben ist kurz – ein Wettflug vielleicht mit dem penetranten Verehrer, zur nächsten Fliege irgendwann. Hat sich die erste Larve verpuppt, erwartet ihre Zeit, ein ganzes Jahr Schlaf vor sich, das nächste Ei, von vorn. Bis zu 8 Wiederholungen, 8 Puppen, Anfang September ist das Kreiselbrummen verstummt. Bis zum nächsten Jahr. Ach ja, wir haben die Nationalparkverwaltung verständigt, gebeten, die Kinderwiegen der gestreiften wie geschätzten Klimavorboten vor zuviel Autoverkehr, ein Sandweg ist ihr Revier, zu schützen. Das macht unsere kleine Welt nicht schlechter …