Heute war ich zweimal an der Oder. Bin fassungslos. Große, kleine Fische, alle tot. Am Ufer, auf Sandbänken, silbern glitzend im Strom. Opfer des trockenen Sommers, Gifteinleitungen oder beides? Was für ein Umgang mit der Schöpfung. Morgen werde ich wieder hingehen, wegsehen gelingt nicht mehr. Warum ohne Vorwarnung, entgegen aller Absprachen, von der polnischen Seite?
Dolchwespen sind sehr vorsichtig und schwer zu filmen. Das Leben ist gefährlich und lieber früher verschwinden! Wie viele Insektenarten kann man die zwei Zentimeter langen gelben Doppelringe am Flugton erkennen. Klingt dunkel, aber deutlich heller als Hornissen. Ihre Eier legen sie an Engerlinge im Boden. Sie orten die Proteinwalzen wohl per Geruch, lähmen sie, ein Ei drangeklebt und der Proviant ins Leben ist gesichert. Die südlichen Tiere waren bei uns lange selten, sind nun Boten des Kimawandels.
Die metallisch grün schimmernden Rosenkäfer profitieren bislang vom Klimawandel. Sie durchpflügen Blüten als Nektarschlürfer wie kleine Traktoren. Fliegen, ohne ihr Flügeldecken zu öffnen. Ihre im Boden lebenden Larven erinnern an Engerlinge der Maikäfer. Am Flug sollt Ihr sie erkennen! Sie können auf der Stelle schweben und dann unvermittelt rasch verschwinden. Vor der Landung gaukeln sie oft noch ein wenig hin und her, bevor sie ruckartig aufsetzen.
Gänse kennen rund 100 ihrer Artgenossen persönlich. Bei der Rast tauschen sie Neuigkeiten aus, begleichen alte Rechnungen und genießen das Leben. Einige Gänse stehen wie Leuchttürme und verfolgen wachsam, ob die Luft rein ist. Bei der kleinsten Störung warnen sie und die gesamte Schar steigt mit fauchendem Flügelschlag auf. Selbst der Seeadler kann ihnen in der Luft nichts anhaben.
Nach ihnen konnte ich meine Jahresuhr stellen. Kreiselwespen erscheinen immer um den 15. Juli. In diesem Jahr 3 Wochen vor der Zeit. Jetzt brummen sie rasant über ihre sandigen Brutflächen. Finden sich, paaren sich und dann beginnt die Arbeit für die Damen mit den neongrünen Augen. Sie graben die Kinderstube, legen ein Ei und sobald die Larve schlüpft, wird sie bis zur Puppenwiege mit frischen Fliegen gefüttert. Vorbildlich. Auch wenn meine Uhr jetzt vorgeht …
Weltreisender, Wasserjäger, heimlich, an der Oder zu Hause. Anders als sein menschensuchender Verwandter kann sein Horst kaum tief genug im alten menschenleeren Wald in einem alten Baum versteckt sein. Unsere Begegnung in einer flachen Oderbucht hat ihn nicht gestört und mein Herz dauerhaft höher schlagen lassen. Wie der Regen, der heute endlich das ausgetrocknete Land ein wenig tröstet.
Ein Weißstorch jagt bedächtig. Frösche, Kröten, Molche, Mäuse, Schlangen, Regenwürmer … Gut, wenn genug Wasser im Boden ist. Pflanzen nutzen es und die meisten unserer Amphibien sind ebenso abhängig von ausreichend Niederschlägen. Ein alter Kindervers zum Schluss: „Klapperstorch du Guter, bring mir einen Bruder, Klapperstorch du Bester, bring mir eine …“
Ende Mai. Drei erwachsene Kraniche auf dem Feld. Keine Küken. Zu trocken, um im Wasserschutz zu brüten? Zu kühl, Küken verklammt, erfroren? Zu wenig große Insekten, um satt zu werden? Von allem etwas? Klimakrise! Kranichkrise. Das dritte extrem schlechte Jahr für Nachwuchs.
Wenn mehr als 20.000 Lachmöwen kreischend aufsteigen, dann bebt die Luft. Wie hier auf einer Insel im Stettiner Haff. Es regnet harte Tropfen, Windböen peitschen und das ist völlig gleich, wenn ich wieder zum „ersten Mal“ ein besonderes Naturschauspiel bestaunen darf.
Am Nest. Einer sitzt, einer frisst in der Nähe und wacht. Ich kam von der anderen Richtung, der Wachende hat laut gegurrt, das Zeichen für mich, er hat mich bemerkt. Bin umgekehrt und kam vom Hügel, eine halbe Stunde weiter. Knochentrocken der Wald und schleichen unmöglich. Der Wind birgt mich ein wenig. Da, der Schreitende. Ich finde keinen Baum als „Stativ“ und so ist das Bild etwas wackelig. Der Eleganz des grauen Vogels schadet dies nicht. Ich bin gespannt, wann die Küken schlüpfen und, ob sie eine Chance bekommen …