Wen von uns katapultieren Begriffe wie Schneckenpost oder Schneckenrennen nicht zurück in die Kinderzeit? Am meisten von den Schnecken können wir aber über Zeit und Liebe lernen. Ein Zeitforscher meinte neulich, wir selbst seien die Zeit. Das Gefühl dafür hätten wir verloren. Er empfahl, sich zwei Stunden in einen Apfelbaum zu setzen, und einfach zu beobachten. Das sei ein Weg, um die Zeit, letztlich uns selbst, zurückzugewinnen. Aber wer hat dafür schon Zeit? Oder fehlt es an der Muße?

Wenn gerade kein Baum in der Nähe ist, dann tun es auch schon einmal Schnecken. Diese haben sich gestern zärtlich weit über drei Stunden miteinander beschäftigt und ihre Freude dabei gehabt. Da bin ich sicher. So ganz komplikationslos geht das auch hier nicht. Zunächst müssen die Weichtiere aushandeln, sie sind Zwitter, wer den männlichen, wer den weiblichen Part übernimmt. Wenn sie Lust haben, können sie diese Rollen im Liebesspiel auch wechseln, dann tragen beide rund 50 perlmuttfarbene Eier aus und sorgen für die nächste Generation. Hier sind die Schnecken ziemlich schnell, in 25 Stunden ist das Gelege im Boden. Ein Vogel, zum Vergleich, legt ein Ei am Tag.

Und hier bin ich beim nächsten Sprung. Tieren wird oft unterstellt, sie funktionierten nur und alles gehe um Vermehrung. Das ist falsch. In ruhigen Momenten spielen viele Tierarten, etwa Damhirsche, Raben sowieso und vergessen sich momentelang. Oder wie verliebte Schnecken auch gleich einmal länger als 3 Stunden.