Um den 1. Mai jedes Jahres bemerke ich manchmal, wie ich meine Ohren unbewusst gespitzt habe. Ich weiß dann sofort, warum. Es ist die Zeit, in der die ersten Flugbären auftauchen. Nach einem mindestens halbjährigen Winterschlaf. Gestern stand ich am frühen Nachmittag unter unserem alten Nussbaum. Meine Ohren berichteten irgendetwas von Maikäfern. Ich stutzte, am hellen Tag. Dann sah ich sie. 6 oder 7 riesige Königinnen umschwärmten bestimmte Stellen der Nuss. Wenn sich so seltene Tiere wie Hornissenköniginnen an einem Ort versammeln, ist das in der Natur nie Zufall. Auch hier wieder der Bezug zu Bären, Hornissen lieben zuckersüße Baumsäfte. Die einen produzieren mit dem Zucker der Herbstbeeren Winterspeck, die anderen Energie, um ein Nest zu bauen und die erste Generation von Junghornissen auf den Weg zu bringen. Unsere Walnuss „blutet“ leicht.

Warum Flugbären? Ihr rot glänzendes Fell am Rücken, an der Brust. Ihre unbändige Kraft, ihr Selbstvertrauen. Zudem gehören sie zu den wenigen Insekten, die 24 Stunden am Tag aktiv sind – leider auch in Feuer fliegen, vom tödlichen Licht magisch angezogen. In aller Regel sind sie harmlos, ihr Gift ist weniger stark als das von Honigbienen und sie greifen nur an, wenn sie im Mehrmeterbereich um ihr Nest verdächtige Bewegungen notieren. Unglaublich, wie die Wächterinnen alle Sinne anspannen, auf den potentiellen Angreifer richten, erste zu Erkundungsflügen starten. Falls unsere Sinne das notieren, sofort abdrehen, von Ferne beobachten. Damit die Liebe erhalten bleibt.