Wer erinnert sich an das Kranichküken vom 20. April? Es war wohl zu früh. Bis in die erste Maihälfte kalt, windig und nass. Todesurteil in der Natur. Kranichküken dürfen in den ersten Lebenswochen nicht im feuchten Gras verklammen, auskühlen. Ihr Flaumkleid bietet keinen Wasserschutz. Die Altvögel wissen das, führen ihre Küken wo möglich in trockenere Gebiete mit niedriger Vegetation. Wenn es aber zu kalt ist, fehlt es an Nahrung. Die Alten leben großteils vegetarisch, die Küken benötigen viel Eiweiß, am liebsten in Form großer Insekten. Doch die fliegen noch nicht. Grashüpfer sind noch winzig. So war der frühe Schlupftermin zugleich Todesurteil. Es wäre noch Zeit für eine Nachbrut gewesen, doch das Nest bleibt verwaist. Heute am Morgen habe ich zwei kükenlose Paare beobachtet, die sich Rufduelle geliefert haben. Kraniche, die Küken führen, verhalten sich mucksmäuschenstill. Somit gibt es bei diesen Paaren 2021 keinen Nachwuchs. Der wesentliche Bestandteil der Natur, Leben und Sterben. Ihre Schönheit kann in unseren Augen liegen, trotz allem ein unglaubliches Geschenk.